Wie BĂ€ume uns glĂŒcklicher und gesĂŒnder machen
Wo die Seele Wurzeln schlÀgt
Manchmal habe ich das GefĂŒhl: BĂ€ume sind die besten Therapeuten der Welt â und sie nehmen nicht einmal Geld dafĂŒr. Kein Termin, keine Wartezeit, keine Zuzahlung. Sie fordern nur eins: dass wir da sind, zuhören, atmen.
Schon der wunderbare Erich KĂ€stner wusste:
âDie Seele wird vom Pflastertreten krumm. Mit BĂ€umen kann man wie mit BrĂŒdern oder Schwestern reden und tauscht bei ihnen seine Seele um. Die WĂ€lder schweigen. Doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.â
Und tatsĂ€chlich â WĂ€lder beruhigen. Sie senken nachweislich unseren Stresslevel. Das ist wichtig, denn chronischer Stress kann eine Hauptursache vieler Krankheiten sein.
Wenn ich die Wahl habe, zieht es mich nicht auf Felder oder in den Stadtpark, sondern immer in den Wald. đł Dort ist mein Kraftort. Zwischen den StĂ€mmen lade ich meinen inneren Akku auf wie nirgends sonst.
Doch so selbstverstĂ€ndlich, wie die Natur fĂŒr uns da ist, ist sie fĂŒr viele lĂ€ngst keine SelbstverstĂ€ndlichkeit mehr. Viele Menschen haben sich von ihr entfernt, ohne es zu merken.
Biochemie mit Zauberstaub
Beim Spaziergang zwischen diesen grĂŒnen Riesen passiert etwas Magisches â und nein, kein Hokuspokus, sondern echte Biochemie! Der Körper schĂŒttet mehr DHEA aus â ein Hormon, das unser Herz-Kreislauf-System stĂ€rkt, aber mit zunehmendem Alter und unter Stress weniger produziert wird.
Die Folgen sind spĂŒrbar: Blutdruck und Puls sinken, die Schultern entspannen sich â und irgendwo in uns flĂŒstert eine Stimme: âAch, so fĂŒhlt sich Leben also an.â
Zwischen Wurzeln, WunderkrÀften und Waldsalat
BĂ€ume sind so individuell wie wir Menschen. Sie brauchen Licht, den richtigen Standort, ein passendes Klima â und Raum zum Wachsen. Manche ĂŒberdauern Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende.
Die Altersbestimmung von BĂ€umen â die sogenannte Dendrochronologie â ist eine Wissenschaft fĂŒr sich. Und sie bringt Erstaunliches zutage:
- Sommerlinde: bis 1.000 Jahre
- Eiche: 800â900 Jahre
- Winterlinde: 800 Jahre
- Eibe: 750 Jahre
- Douglasie: 700 Jahre
- Tanne: 600 Jahre
- Bergahorn: 500 Jahre
- Ulme: 400 Jahre
- LĂ€rche: 400 Jahre
- Esche: 300 Jahre
- Schwarzpappel: 300 Jahre
- Rotbuche: 300 Jahre
- Kiefer: 300 Jahre
- Fichte: 300 Jahre
- WeiĂbuche: 150 Jahre
- Spitzahorn: 150 Jahre
- Birke: 120 Jahre
- Schwarzerle: 120 Jahre
Der vermutlich Ă€lteste Baum Deutschlands steht in Schenklengsfeld: eine Sommerlinde, die nach ExpertenschĂ€tzungen ĂŒber 1.200 Jahre alt ist.
NatĂŒrlich hĂ€ngt die Lebensspanne auch vom Standort ab â und davon, ob wir Menschen es zulassen.
Haben BĂ€ume GefĂŒhle?
Klingt verrĂŒckt? Studien legen tatsĂ€chlich nahe, dass BĂ€ume mehr Intelligenz und Sozialverhalten besitzen, als wir uns je vorstellen konnten.
Der bekannte Förster und Autor Peter Wohlleben beschreibt, dass BĂ€ume Schmerzen spĂŒren und sogar Angst empfinden können. Sie stehen gerne nah beieinander, âkuschelnâ sozusagen, und bilden enge Bindungen â wie alte Paare, die aufeinander achten.
Auch der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl sieht in BĂ€umen weit mehr als Holzlieferanten:
âBĂ€ume sind weise Wesen und unsere Lehrer. Sie leben in der Stille, sind Meister der Meditation. Sie nehmen das aus der Sonne strömende OM auf und verwandeln kosmische Harmonie in Leben.â
Von ihm habe ich persönlich unglaublich viel gelernt. Wenn ich seinen VortrĂ€gen lausche, ist es ein bisschen so, als wĂŒrde ich einem weisen GroĂvater zuhören, den ich mir immer gewĂŒnscht habe.
Medizin und Heilkraft der BĂ€ume đł
GrĂŒne Hausapotheke
BlĂ€tter, Rinden und FrĂŒchte von BĂ€umen und StrĂ€uchern sind seit Jahrhunderten Teil der Volksmedizin â und ihre Wirkung ist erstaunlich vielfĂ€ltig. Ob bei Durchfall (BrombeerblĂ€tter) oder Verstopfung (HibiskusblĂŒten), bei GedĂ€chtnisschwĂ€che, Tinnitus oder Demenz (GinkgoblĂ€tter), als Immunbooster bei ErkĂ€ltungen (HolunderblĂŒten, Hagebutten), bei Hautproblemen (Hamamelis) oder zur UnterstĂŒtzung von Herz, Kreislauf und Stoffwechsel (WeiĂdorn) â die Natur hĂ€lt fĂŒr fast alles etwas bereit.
BaumblĂ€tter â essbares WildgrĂŒn von oben
Klingt erst mal ungewöhnlich, aber probierâs aus: Beim Spaziergang einfach mal ein zartes Blatt naschen!
Meine ersten Erfahrungen habe ich mit Birke gemacht. Schon als Kind mochte ich diesen Baum mit seiner hellen Rinde â fĂŒr mich war er immer ein freundlicher FrĂŒhlingsbote.
WeiĂ wie ein Neuanfang
Die Birke strahlt Leichtigkeit aus. Sie wĂ€chst schnell, sie ist flexibel und erinnert uns daran: Es ist nie zu spĂ€t, etwas Neues zu beginnen. Wenn du also das GefĂŒhl hast, du hĂ€ngst fest â geh zur Birke. Sie zeigt dir, wie schön Neubeginn aussehen kann.
Die Birke ist die Optimistin im Wald â hell, strahlend, immer bereit fĂŒr einen frischen Start.
Heute weiĂ ich: Im FrĂŒhling sind junge BaumblĂ€tter eine echte Bereicherung fĂŒr den Speiseplan. Sie sind zart, frisch und voller Vitalstoffe. Besonders die Linde schmeckt wie ein feiner Salat â und das ganz ohne Pestizide oder Plastikverpackung.
Vitalstoffe satt đ
Essbare junge BaumblĂ€tter enthalten eine FĂŒlle an NĂ€hrstoffen:
- Vitamin C â stĂ€rkt das Immunsystem, wirkt antioxidativ
- Vitamin A / Beta-Carotin â wichtig fĂŒr Haut, SchleimhĂ€ute und Augen
- Vitamin K â unterstĂŒtzt Knochen und Blutgerinnung
- Mineralstoffe â Calcium, Magnesium, Kalium, Eisen, Zink
- EiweiĂ â besonders Birke und Linde enthalten beachtliche Mengen
- SekundĂ€re Pflanzenstoffe â Flavonoide, Polyphenole, Gerbstoffe: antioxidativ & entzĂŒndungshemmend
- Ballaststoffe â gut fĂŒr Verdauung und Darmflora
Man könnte sagen: BlĂ€tter sind die âgrĂŒne Smoothie-Bar der Naturâ.
Ein kleines Blatt-Buffet đż
Wenn man im FrĂŒhling durch den Wald spaziert, duftet es nicht nur nach Erde, Moos und Abenteuer, sondern manchmal auch ein bisschen nach⊠Salatbar. Ja, richtig gelesen! Die Natur ist groĂzĂŒgiger, als wir oft denken. Und wĂ€hrend die meisten Leute mit gesenktem Kopf auf ihr Handy starren, kannst du einfach mal den Blick heben â oder besser gesagt: die Hand ausstrecken â und ein frisches Blatt kosten.
Birke â Betula, die Lichtbringerin
Die Birke erkennt man sofort: WeiĂer Stamm, schwarz gefleckt, als hĂ€tte sie morgens vergessen, die Mascara ordentlich abzuschminken. Sie ist der Baum der Leichtigkeit, des Neubeginns â kein Wunder, dass sie traditionell fĂŒr den FrĂŒhling und das Erwachen der LebenskrĂ€fte steht.
Junge BirkenblÀtter schmecken mild-herb, mit einer feinen Frische.
Die kleinen BlĂ€tter haben es in sich: Sie enthalten Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Kalium, Calcium, Phytosterine, Saponine, Terpene und Vitamin C. Besonders die Bitterstoffe sind echte Alleskönner â sie wirken antibakteriell, entzĂŒndungshemmend, verdauungsfördernd und stĂ€rken das Immunsystem.
Kein Wunder, dass BirkenblĂ€ttertee seit jeher in der Volksmedizin fĂŒr die Nieren und Harnwege genutzt wird.
Birkenwasser, das im FrĂŒhjahr direkt aus dem Stamm gewonnen wird, war frĂŒher ein echtes Lebenselixier. Heute gibtâs das auch im Bio-Laden â aber im Wald schmecktâs einfach echter.
Linde â Tilia, die Herzöffnerin
Wenn man im FrĂŒhling unter einer Linde steht, hat man das GefĂŒhl, die Welt hĂ€tte kurz ein Parfum aufgelegt. SĂŒĂ, zart, fast ein bisschen wie eine Umarmung aus BlĂŒtenduft. Kein Wunder also, dass die Linde seit Jahrhunderten als âBaum der Liebe und Geborgenheitâ gilt. Und ganz ehrlich: Wer jemals LindenblĂ€tter probiert hat, weiĂ â auch kulinarisch hat sie einiges zu bieten. Herzförmig wie ein Symbol der Liebe â und mild, sĂŒĂlich im Geschmack. Junge LindenblĂ€tter sind eine wahre âWald-Salat-Delikatesseâ. Roh im Salat, aufs Brot oder einfach pur genascht â sie bringen Leichtigkeit in die KĂŒche.
Gerade fĂŒr AnfĂ€nger sind sie bestens geeignet. Du kannst sie einfach so vom Ast knabbern oder in deinen grĂŒnen Smoothie schmuggeln, ohne dass dich dein Mixer komisch anschaut.
Besonders spannend: LindenblĂ€tter enthalten wertvolle Schleimstoffe (ja, klingt nicht sexy, ist aber mega hilfreich fĂŒr SchleimhĂ€ute und Magen-Darm-Balance). AuĂerdem wirken sie beruhigend â ein natĂŒrlicher WohlfĂŒhl-Snack fĂŒr stressige Tage.
Die Linde ist fĂŒr mich wie die beste Freundin im Baumformat â verstĂ€ndnisvoll, warmherzig, immer da.
Fun Fact: FrĂŒher war die Dorflinde der Ort, an dem sich die Menschen getroffen haben, um zu reden, zu feiern, zu tanzen. Heute scrollen wir dafĂŒr durch Social Media â vielleicht sollten wir einfach wieder mehr unter Linden abhĂ€ngen?
WeiĂdorn â Crataegus, der HerzbeschĂŒtzer
FrĂŒher hieĂ er âBrotbaumâ â nicht, weil er Brötchen gebacken hĂ€tte (obwohl das praktisch wĂ€re đ), sondern weil die Menschen seine jungen BlĂ€tter direkt aufs Butterbrot legten. Leicht nussig im Geschmack, zart und frisch â so wurde der WeiĂdorn zum Alltagsbegleiter.
Die jungen BlÀtter sind essbar, mild-nussig und passen nicht nur aufs Brot, sondern auch in Salate oder einfach zum Naschen unterwegs.
Doch er ist weit mehr als nur eine kulinarische Bereicherung: WeiĂdorn ist ein echtes Herzmittel der Natur. In der Volksmedizin ist der WeiĂdorn seit Jahrhunderten hochgeschĂ€tzt â vor allem wegen seiner herzstĂ€rkenden Wirkung.
Er enthĂ€lt Flavonoide und oligomere Procyanidine, die die Durchblutung fördern, die GefĂ€Ăe stĂ€rken und den Herzmuskel unterstĂŒtzen. Studien zeigen, dass WeiĂdorn positiv auf Herzrhythmus, Blutdruck und allgemeine Herz-Kreislauf-Leistung wirkt. Kein Wunder also, dass er liebevoll âBalsam fĂŒrs Herzâ genannt wird â und zwar im doppelten Sinne: körperlich und seelisch.
Der WeiĂdorn ist die âHerzapotheke des Waldesâ â köstlich, heilkrĂ€ftig und ein treuer Begleiter fĂŒr Herz und Seele
Buche â Fagus, die stille Königin des Waldes
Ihre jungen BlĂ€tter sind zart und mild im Geschmack â leicht sĂ€uerlich und knackig. Ein echtes FrĂŒhlingsgrĂŒn, das frĂŒher oft als Notnahrung diente, heute aber wunderbar in den Salat passt.
Das mit den BuchenblĂ€ttern ist allerdings eine kleine Herausforderung: Sie sind sĂ€uerlicher als zum Beispiel LindenblĂ€tter. Aber â und das ist das Schöne â unser Geschmack ist anpassungsfĂ€hig. Je öfter du probierst, desto mehr gewöhnst du dich daran, und irgendwann denkst du: âWarum eigentlich immer Kopfsalat, wenn die Buche schon alles kann?â
Und genau da wird es spannend: BuchenblĂ€tter enthalten wertvolle Bitterstoffe, die unsere Geschmacksknospen heute fast verlernt haben. Bitter? Igitt? â Falsch gedacht! Bitterstoffe sind super fĂŒr die Verdauung, kurbeln den Stoffwechsel an und helfen dem Körper, in Balance zu bleiben. Also eigentlich ein Gratis-Wellnessprogramm aus dem Wald.
NatĂŒrlich braucht es auch ein paar Regeln:
- Nur die jungen BlĂ€tter naschen â die alten sind oft hart und enthalten mehr Gerbstoffe, sind somit dann auch bitter.
- Nicht alle BĂ€ume sind essbar! Finger weg von Eibe, Robinie, Goldregen oder Lorbeer-Kirsche â da wirdâs nicht gesund, sondern gefĂ€hrlich.
- Immer in MaĂen genieĂen â BlĂ€tter sind ein Snack, kein Hauptgericht.
- Und: Bitte BioqualitĂ€t, also fernab von StraĂenrĂ€ndern oder Pestizidwolken pflĂŒcken.
đ Und mal ehrlich: Warum immer nur im Supermarkt den Salatkopf jagen, wenn der Wald eine grĂŒne Snackbar bereithĂ€lt?
Wenn BĂ€ume sprechen, ohne Worte
BĂ€ume sind fĂŒr mich stille Meister. Sie stehen da, ohne Eile, ohne To-do-Listen, ohne âHeute noch 10.000 Schritte schaffenâ. Sie vertrauen darauf, dass Sonne, Regen und Erde ihren Teil tun. Und sie zeigen uns: Wahre StĂ€rke heiĂt, tief verwurzelt zu sein â und trotzdem flexibel im Wind zu tanzen.
Wenn wir durch den Wald gehen, passiert etwas Zauberhaftes: Unser Atem wird ruhiger, das Herz leichter. Zwischen zwei BaumstÀmmen versteht man plötzlich:
đł Wir gehören dazu. Wir sind Teil von diesem groĂen, grĂŒnen Ganzen.
Mein Fazit: Ohne gesunde WĂ€lder kein gesundes Leben. Nicht fĂŒr den Körper, nicht fĂŒr die Seele.
Darum: Geh raus, leg deine Hand an einen Baumstamm, lausche. Vielleicht sagt er nichts â aber du wirst verstehen.
Und dann ist alles im grĂŒnen Bereich. đ±
In meinem Buch WohlfĂŒhlogie findest du auf Seite 183 meine ganz persönliche LiebeserklĂ€rung an die Natur.
Entspannte GrĂŒĂe
Deine Tine Sonnengold
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